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Party ohne Ende: Nachbericht zum Southside Festival 2017

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Nachbericht zum Southside Festival 2017
Foto: Tobias Stoffels / Quelle: FKP Scorpio

Was war das für ein geiles Wochenende beim Southside Festival 2017! Die Klamotten sind wieder sauber, die Camping-Utensilien sind verstaut – Zeit für einen ausführlichen Nachbericht.

Ein erstes Ausrufezeichen setzten am Freitag Nachmittag Jennifer Rostock, die kraftvoll wie man es von ihnen gewohnt ist, dafür sorgten, dass trotz der hohen Temperaturen sehr viele Festivalbesucher den Weg zur Blue Stage fanden um gemeinsam zu rocken und im Moshpit auszurasten.

Kakkmaddafakka beim Southside Festival 2017Vollgas ohne Ende gab es auch bei Of Mice and Men und Callejon, die die Red Stage zum Kochen brachten, auf der Stunden zuvor bereits Die Kassierer tausende Feierwillige unterhielten. Mit Songs wie „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ sorgten die Jungs um Sänger Wölfi – mal mehr, mal weniger bekleidet – für überragende Stimmung im Zelt. Ähnlich humorvoll ging es später auch bei Me First and the Gimme Gimmes zu. Die US-amerikanische Punkrock-Coverband sorgte mit Einleitungen wie „the next song is a cover“ für unzählige Lacher und machten den unterhaltsamen Auftritt trotz des recht bescheidenen Sounds zu etwas Besonderem.

Verrückt ging es abends auf der Green Stage zu, als Die Antwoord wieder eine ihrer berüchtigten Shows mit schrägen Kostümen und einer unnachahmlichen Mischung aus Hip-Hop, Techno und Elektro ablieferten. Damit ebneten sie den Weg für den Headliner des Abends: Casper. Der wusste durchaus zu überzeugen, nicht zuletzt auch mit einer gewaltigen Licht- und Pyroshow.

Festivalbesucher Southside 2017Für einen gelungenen Abschluss des ersten Festivaltages sorgte außerdem auch Fritz Kalkbrenner, der besonders motiviert schien und auf die feiernde Menge einging, auch wenn man da geteilter Meinung sein kann – oder wie ein Besucher kommentierte: „Der labert ja mehr als jeder Dorf-DJ“. Dass der jügere der beiden Kalkbrenner-Brüder live zu seinen Mixes singt, kam da eindeutig besser an und machte das Konzert zu einem sehr gelungenen Auftritt, gerade im Vergleich zu anderen elektronischen Acts, die oft etwas distanziert wirken. Gekrönt wurde die Show zum Abschluss von „Sky and Sand“, dem bekanntesten Hit der zwei Brüder und einem eindrucksvollen Feuerwerk.

Auch am Samstag war musikalisch für jeden Geschmack etwas dabei: Auf der Blue Stage ging es relativ relaxed zu mit einem sommerlich lockeren Auftritt der Band Kakkmaddafakka und einem sichtlich gut aufgelegten Clueso, der sich gleich mehrfach Verstärkung auf die Bühne holte: Mit Klaas Heufer-Umlauf, dem Leadsänger der Band Gloria sang er seinen Song „Chicago“, der gab sich mit Clemens von Milky Chance die Klinke in die Hand und dann war auch noch Kat Frankie mit von der Partie, die mit Clueso das Duett „Wenn du liebst“ performte. Das Kontrastprogramm hieß anschließend Haftbefehl und bereits am frühen Nachmittag sorgten SXTN im proppevollen Zelt der Red Stage dafür, dass auch für Fans von Rap & Hip-Hop kein Wunsch offen blieb.

Clueso beim Southside Festival 2017Letztendlich fieberten am Samstag jedoch fast alle dem Auftritt von Green Day entgegen, der mit zweieinhalb Stunden nicht zu knapp bemessen war. Schon bei den ersten Songs war die Stimmung bombastisch und so mancher fühlte sich bei Hits wie „Basket Case“ oder „Boulevard of broken dreams“ in die Zeit der späten 90er und frühen 2000er zurückversetzt. Und für eine junge Dame aus dem Publikum wurde dann auch noch ein Traum wahr: Sie darf einen Song gemeinsam mit ihren Idolen live auf der Bühne performen und darf dann auch noch die gespielte Gitarre behalten. Die Party nahm allerdings ein jähes Ende, als während „Still breathing“ plötzlich die Bühne dunkel wurde und der Gitarrensound verstummte – technischer Defekt, Stromausfall. Was zunächst wie eine Katastrophe wirkt, beeindruckt die Jungs um Sänger Billie Joe Armstrong aber nur kurz: Er nimmt kurzerhand seine Gitarre, nutzt das letzte bischen Strom für seinen Verstärker und macht weiter. Mit der gesanglichen Unterstützung von zehntausenden Fans schmettert er „Good riddance (Time of Your Life)“, „21 Guns“ und „American Idiot“, bevor der Auftritt dann doch endgültig abgebrochen werden muss und die Menge sich verstreut. Einige versuchten, auf der Red Stage mit den Orsons weiterzufeiern, aber nur wenige hatten das Glück, noch ins Zelt zu kommen bevor es wegen Überfüllung geschlossen werden musste.

Der Sonntag bot noch einmal ein vollgepacktes und abwechslungsreiches Programm: Feinster Rock bei Jimmy Eat World, eine strahlende und gesanglich wirklich überzeugende Lorde aus Neuseeland, oder auch Singer-Songwriter Nathaniel Rateliff.

Blink 182 beim Southside Festival 2017Dann noch einmal kurz Luft holen, bevor es gegen Abend dann in den Endspurt, gespickt mit gleich mehreren Highlights geht: Während auf der Green Stage die Punk-Urgesteine Blink-182 bewiesen, dass sie immer noch heiß auf Live-Auftritte sind und musikalisch immer noch was zu bieten haben – auch (oder besonders) nach der Trennung von Sänger Tom DeLonge und dem Einstieg von Matt Skiba (Alkaline Trio). Etwas mehr als eine Stunde heizten sie der Menge ein und zum Abschluss durfte dann auch noch der 13-jährige Sohn von Drummer Travis Barker ran und wurde dafür vom Publikum gefeiert.

Parallel sorgten Irie Révoltés auf der Bühne dafür, dass zum zweiten Mal an diesem Wochenende die Red Stage wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Das dürfte vielleicht auch daran liegen, dass die Jungs die Auflösung der Band bekanntgegeben haben und sie sich gerade auf Abschiedstournee befinden, für so manchen Besucher also die letzte Chance, live zu der einzigartigen Mischung aus Reggae, Hip-Hop, Ska, Punk und Elektro sowie den sozialkritisichen, französisch-deutschen Texten zu tanzen.

Wer danach noch Kraftreserven hatte, den zog es zu den House- und Dance-Größen Axwell^Ingrosso, die mit cooler Video-Show und wummernden Bässen vor prächtiger Pubikumskulisse den Sonnenuntergang einläuteten – „…sun is shining and so are you“.

Axwell Ingrosso beim Southside 2017Gegen 22.30 Uhr war es dann Zeit für den krönenden Abschluss eines von strahlendem Sonnenschein begleiteten Southside 2017: Linkin Park. Bereits eine Stunde vor Beginn strömten die Besuchermassen hin zur Green Stage und sie sollten nicht enttäuscht werden. Besonders Sänger Chester Bennington war in Topform und gab sich extrem publikumsnah, minutenlange Streicheleinheiten mit den Zuschauern in den ersten Reihen eingeschlossen. Die Jungs aus Los Angeles zeigten dabei, dass sie zu Recht seit fast 20 Jahren extrem erfolgreich sind. Mit einer gesunden Mischung aus aktuelleren Chart-Hits wie „Burn it down“, „Castle of Glass“ oder „Heavy“ und Klassikern aus den Alben Hybrid Theory (2000) und Meteora (2003) schafften sie es, sowohl Fans der ersten Stunde als auch Freunde der softeren und eher elektronischen geprägten Klänge der letzten Jahre zu begeistern. Besonders herausstechen konnten dabei die Songs „In the End“ und „Numb“ sowie „Crawling“ in einer sehr schönen Piano-Version. Damit sorgten Linkin Park für einen würdigen Schlussakkord des Southside 2017.

Was uns nicht so gut gefallen hat beim Southside Festival 2017:

Kakkmaddafakka beim Southside Festival 2017Nachdem die Situation vor der Bändchenausgabe im Vorjahr bei ähnlich heißen Temperaturen eskaliert ist und sogar einige Leute in der Menge kollabiert sind, bestand die Hoffnung, dass die Organisatoren daraus gelernt haben und die Infrastruktur entsprechend aufrüsten, dass der Prozess beschleunigt wird…..Denkste! Aufgrund der gestiegenen Sicherheitsanforderungen in diesem Jahr (Terrorismus) wurden Bändchenausgabe und Gepäckkontrolle voneinander getrennt. Soweit so gut, da aber sowohl bei Ersterem als auch bei Zweiterem aus unserer Sicht zu wenige Stellen/Mitarbeiter vorhanden waren, verdoppelte sich für viele Besucher quasi die Wartezeit. Da man immer wieder durch die Gepäckkontrolle musste, hatten Besucher, die ihre Sachen etappenweise vom Parkplatz zum Campingplatz transportieren wollte, eine wahre Odyssee zu durchlaufen.

Auf dem Festivalgelände selbst hatten die Organisatoren da etwas mehr Initiative gezeigt und die Zahl der kostenlosen Wasserstellen erhöht sowie Verkaufsstellen eingerichtet, an denen 0,5 Liter Wasser-Tetrapacks erworben werden konnten. Beides war aber auch aufgrund der verschärften Sicherheitsrichtlinien (kein Mitnehmen von Rucksäcken, PET-Flaschen, vollen Tetrapacks etc.) dringend notwendig und nicht wenige Besucher beschwerten sich darüber, dass die Wasser- und Ausgabestellen deutlich zu wenige waren (lange Wartezeiten) und schwer aufzufinden waren.

Insgesamt liefen aber die jeweiligen Sicherheitskontrollen recht reibungslos ab, vor allem weil die Besucher sie akzeptierten und sich damit abgefunden hatten.

Trotzdem: Ein tolles Wochenende liegt hinter uns und wir freuen uns jetzt schon wie Bolle auf das Southside Festival 2018. 🙂

Bericht und Fotos: Florian Schemperle

Immer auf der Suche nach guter Musik, regelmäßig auf Konzerten und Festivals unterwegs, meist gut gelaunt und immer ein Lied auf den Lippen oder im Kopf.Schreibt mir gerne eine Mail. Freue mich über Lob, Kritik und viel neue Musik.

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