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Shed Ballet – Wehrlos machender Schöngeist

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Shed Ballet Band Leipzig

Schon 2016 zählten Shed Ballet zu den Leipziger Bands des Jahres, jetzt hat das Damen-Trio es auch endlich in meine Gehörgänge geschafft.

„To shed“ bedeutet etwas verlieren, sich häuten. Das ist definitiv ein unangenehm anmutender Prozess. Aber man kann ihn auch tanzen, in eine Choreographie bringen und damit die Metamorphose feiern.

„Shed“ bedeutet aber auch Schuppen oder Baracke. Die Vision von der Verlegung Bolschoi- bzw. Palucca-glänzender Balletthochkultur ins ländliche Scheunenreservat verspricht einen weiteren Anachronismus und Spannungseffekt.

Doris Riedel an der Orgel, Hannah Becker an der Gitarre und Kerstin Peupelmann am Schlagzeug nennen sich Shed Ballet und versetzen ihre Stücke mit eben jenen Wechselwirkungen, die sich vordergründig wohl mit der abwechslungsreichen jeweiligen musikalischen Vita erklären lässt.

Die Schlagzeugerin Kerstin Peupelmann spielte FingerStyle Gitarre im Minimal-Singer-Songwriter Duo Jaara mit Analogsoul-Labelbegründer Fabian Schuetze. Hannah Becker war Sängerin bei der New-Wave-Band L.A.Love. Doris Riedel beherrscht Klavier, Akkordeon, Bassgitarre und Kirchenorgel, sang und spielte Synthesizer im Leipziger Wave-Projekt Valis.

Musikalisch trafen die drei erstmals in der Postrock Band Make New Maps (u.a. mit Jonas Wehner – Warm Graves und Florian Wienczny – Hundreds) aufeinander. Seit 2014 verbinden sich nun unter dem Namen Shed Ballet ihre Einflüsse in der Suche nach einem gemeinsamen musikalischen Ausdruck. Ihre Gesänge schmeicheln sich ein, wollen dich begleiten, dich berühren und rühren, wollen verführen und dir ein chronisches Lächeln auf den Mund zaubern.

Hierzu schlängelt sich mal eine pastorale, mal Sonnenauf- bzw. –untergänge visualisierende Orgel über den Liebreiz-Parcours, auf dass man sich schon dabei erwischt, eventuelle Tanzfiguren zu ersinnen. Die Brechung dieser hochwohlgeborenen Grazie erreichen Shed Ballet mittels kathartisch verzerrter Gitarrenspuren und eines streng getimten, repetitiven Schlagwerks, welches zwischen Geiger-Müller-Zählrohr-Signalton und seismischer Aktivität entlangbalanciert.

Shed Ballet haben all dies in ihre Stücke sortiert, was Psychedelia und vor allem Wave über die Jahrzehnte so magnetisch werden ließ. Man darf sich an die Frühzeit des Manchesteraner Factory Labels erinnern, The Cure schauen gern um die Ecke, hiesige Wave-Meilensteine wie Malaria oder Xmal Deutschland leihen Atmosphäre aus und die flirrende Pop-Versatility der seligen Cocteau Twins verwebt all diese Intarsien mit wehrlos machendem Schöngeist.

Aber Shed Ballet vergruben ihre Einfluss-Schatulle mitnichten im Humus der 1980er. Ihre Musik transportiert ähnlich freshe Wave-Sphären wie wir sie von The Kills kennen. Ihre Stücke können score-haft wirken wie die von den Chromatics. Und immer wieder scheint diese überaus charmante Melancholie durch, die man so sonst nur bei Lana del Rey vermuten würde. Shed Ballet können mit ihrer Musik Weinende lachend machen, aber auch Menschen, denen vom Lachen schon der Kehlkopf schmerzt in Trauer versetzen.

Im Herbst diesen Jahres soll das erste Album von Shed Ballet erscheinen. Dieses spiegele aber laut Aussagen der Band nicht mehr so sehr den Sound der bisher veröffentlichten Songs wieder. Bereits 2016 erschien eine erste EP mit sechs Songs.

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wo die musikalische Reise von Shed Ballet hingeht und freue mich schon sehr auf den Longplayer der Band aus Leipzig.

Shed Ballet im Internet: Facebook | Instagram | Soundcloud

Immer auf der Suche nach guter Musik, regelmäßig auf Konzerten und Festivals unterwegs, meist gut gelaunt und immer ein Lied auf den Lippen oder im Kopf.Schreibt mir gerne eine Mail. Freue mich über Lob, Kritik und viel neue Musik.

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