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Interviews

museek Interview mit Beatsteaks Schlagzeuger Thomas Götz

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Beatsteaks Interview
Foto: Birte Filmer / Quelle: Warner Music

Die Beatsteaks feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bandbestehen. Am 18. September 2015 erscheint ihre Werkschau „23 Singles“ mit allen Hits sowie zwei neuen Songs der Berliner Band. Wir sind mächtig stolz, dass uns Beatsteaks-Schlagzeuger vor erscheinen der neuen Platte ein paar Fragen per Email beantwortet hat.

Was Thomas Götz über die Karriere der Beatsteaks, die aktuelle Flüchtlingsproblematik, soziale Netzwerke uvm. zu sagen hat, lest ihr hier. Viel Spaß!


Zunächst einmal möchte ich mich herzlich bedanken, dass ihr euch Zeit für das Interview genommen habt! 20 Jahre Beatsteaks gibt es nun zu feiern. Wie schafft ihr es, euch auch im 21. Jahr des Bandbestehens immer noch nicht gegenseitig auf den Sack zu gehen und weiterzumachen?

Die positiven Erlebnisse überwiegen bei weitem, man darf nicht vergessen wir leben unsere Kinderträume aus, da brauchen wir uns über unser Schicksal nicht zu beklagen….

Hört ihr euch noch ab und zu eure frühen Aufnahmen an und wenn ja, welche Gefühle oder Gedanken habt ihr dabei?

Ich kann da nur für  mich sprechen.  Ich höre mir alte Aufnahmen von uns seltenst bis gar nicht an. Wir hören die Songs während der jeweiligen Produktion sehr oft … und wir spielen die Lieder im Proberaum und bei den Konzerten ja auch oft genug, zuhause läuft dann andere Musik, es sei denn man muss mal kurz nachhören, weil man etwas vergessen hat …..

2004 konnte ich euch beim G Stock Festival auf irgendeinem kleinen Sportplatz im Landkreis Coburg sehen. Damals habt ihr eure Instrumente sogar noch eigenhändig durch die Zuschauermenge auf die Bühne tragen müssen. Gab es in eurer Karriere DEN einen Moment, den ihr als zündenden Funken bezeichnen würdet, der euch als Band letztendlich zum Abheben verholfen hat?

Unsere Laufbahn ist ziemlich stetig verlaufen … es wurde immer ein kleines bisschen größer, so dass ich die Veränderung kaum wahrgenommen habe im jeweiligen Moment …. ich kann mich aber daran erinnern in einer ausverkauften Hamburger Sporthalle 2008 Torsten Scholz, unseren Bassisten gefragt zu haben, ob die volle Halle wohl ein Indiz dafür ist, dass wir Stars geworden sind? Darüber denke ich, während ich unerkannt U-Bahn fahre aber eher nicht nach ….

Ihr seid nun schon viele Jahre im Musikgeschäft und habt viele Erfolge und Auszeichnungen vorzuweisen. Trotzdem hat man irgendwie immer das Gefühl, die Beatsteaks sind welche von uns. Wie schafft ihr es so dermaßen geerdet zu bleiben?

Die uns nachgesagte Hemdsärmelig- und Bodenständigkeit ist weniger Absicht als Begleiterscheinung. Wir sind nun mal wie wir sind und haben keine Flügel …. also dackeln wir mit dem Rest der Menschheit auf dem Boden der Tatsachen umher.

Das Internet hat wie kaum etwas Anderes die Musikwelt verändert. Video- und Streaming-Portale gibt es wie Sand am Meer. Wie seht ihr generell diese Entwicklung? Gerade auch im Hinsicht auf eine höhere Reichweite vs. Umsatz-Rückgänge durch weniger CD-Verkäufe.

Vielleicht ist diese Entwicklung Fluch und Segen zugleich, oder es ist am Ende nur die Zeit die nicht stehen bleibt, Tonträgereinnahmen fallen weg, Konzerte und Streams werden wichtiger, so schön sie auch war, die Kreidezeit kommt nicht wieder und am besten kommen damit die klar, die sich früh auf neue Entwicklungen einstellen und reagieren.

Durch die „Aktion Arschloch“ in sozialen Netzwerken wurde kürzlich der Ärzte-Klassiker „Schrei nach Liebe“ zur Nummer 1 in den Single-Charts. Trotzdem bieten solche Plattformen wie Facebook natürlich auch Raum für Selbstdarsteller, Panikmache und Fremdenhass. Ist das Internet für euch eher Fluch oder Segen?

Diesmal: mehr Segen als Fluch, wenn man manche Kommentare in den sozialen Netzwerken nicht zu ernst nimmt bzw. es mit K.I.Z. hält und nicht mit Hatern chillt! Ansonsten halten wir es mit den Ärzten und wünschen Nazis weiterhin schlechte Unterhaltung, in den sozialen Medien und sonstwo ….. besser wäre es allerdings, wenn rassistische Inhalte auf Facebook von Facebook schneller verfolgt und verbannt werden würden.

Im Text zur neuen Single „Ticket“ sind einige interessante Zeilen enthalten. „I got a ticket to ride and I got you by my side. We got to move, we’ve got nothing to loose”. Jetzt sind diese natürlich im typischen Beatsteak-Gute-Laune-Stil verpackt. Trotzdem könnte man das genauso gut auf die aktuelle Flüchtlingssituation beziehen. War das Absicht von euch oder besteht hier überhaupt kein Zusammenhang?

Wir möchten die Deutungshoheit über unsere Texte dem Hörer überlassen und jegliche freie Interpretation nicht durch eigene Erklärungen behindern.

Mit eurem Benefiz-Konzert am 18.09.2015 zugunsten von „Dresden für Alle“ und dem Sächsischen Flüchtlingsrat setzt ihr ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass. Was läuft aus eurer Sicht falsch in unserem Land im Umgang mit Flüchtlingen?

Aus meiner Sicht ist das, was in Europa momentan passiert der typische Reflex der Reichen, die nicht von ihrem Reichtum teilen wollen. Damit meine ich die Reaktion der Politik des „Grenzen dicht Machens“ – nicht die der hilfsbereiten, unterstützenswerten Flüchtlingskomitees, umso wichtiger ist es, sich zu positionieren und sich auf die Seite derer zu stellen, die für offene Grenzen eintreten, die die Flüchtlingen unterstützen und sie willkommen heißen.  Auf dass den Nazis  Grenzen(!) aufgezeigt werden.

Nachdem ihr jetzt schon so viele Jahre im Geschäft seid und selbst bereits die ganz großen Festivals als Headliner bespielt habt: Gibt es noch Bands, bei deren Shows ihr gerne als Fans vor, auf oder neben der Bühne steht?

Ja, unzählige, wie gerade beim Berliner Lollapalooza Festival erlebt, wo wir uns Run The Jewels, Tame Impala, My Morning Jacket, Belle And Sebastian und natürlich Seeed sehr gerne angeschaut haben.

Welche Platte oder welche Künstler sind bei euch persönlich momentan angesagt und auf Dauer-Rotation?

Tame Impala, Human Abfall, Dr. Dre, Kenrick Lamar und AC/DC.

Gibt es Songs von euch, die ihr eigentlich selbst nicht mehr hören könnt und die ihr aber trotzdem noch live spielt, weil eure Fans es einfach erwarten?

Nein.

Zum Schluss noch eine Frage, die mich persönlich interessiert. Campino von den Toten Hosen klettert regelmäßig bei Konzerten die Bühnen-Konstruktion hoch. Was war das verrückteste, was ihr je bei einem eurer Konzerte gemacht habt und was würdet ihr auf gar keinen Fall tun?

Wir würden bei Konzerten auf keinen Fall die Bühnenkonstruktion hochklettern, die Ehre gebührt hier dem Original und Nachahmungen sind strengstens untersagt! Wir sind  aber abseits von höhenangstbedingten Vorsichtsmaßnahmen für fast alles zu haben und das Verrückteste was passieren kann passiert hoffentlich noch … egal was es dann auch sein mag …. liebe Grüße aus Berlin!

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Die museek-Redaktion bedankt sich recht herzlich bei Thomas Götz für die Beantwortung der Interview-Fragen und wünscht den Beatsteaks alles Gute zum 20-jährigen Bestehen! Wir freuen uns auf viele weitere Beatsteaks-Konzert und Platten. Auf die nächsten 20!

Copyright Foto: Birte Filmer

 

Immer auf der Suche nach guter Musik, regelmäßig auf Konzerten und Festivals unterwegs, meist gut gelaunt und immer ein Lied auf den Lippen oder im Kopf.Schreibt mir gerne eine Mail. Freue mich über Lob, Kritik und viel neue Musik.

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