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JORIS – Bittersüße Sehnsucht und schmerzlich schöne Melodien
Ungeschminkt statt aufgebrezelt, das Debütalbum von JORIS klingt einfach nur ehrlich. Echte Instrumente, warmer Sound und eine Stimme, die ins Herz geht. Diese musikalische Leichtigkeit kombiniert mit dem erdigen Sound macht das Album so besonders.
„So würde man’s eigentlich nicht machen… Super, machen wir so!“
Mehr als eineinhalb Jahre haben sich JORIS und Band Zeit gelassen, um am Debütalbum zu basteln. Zusammen mit dem Produzententeam um Mic Schröder ließen sie ihrer Kreativität freien Lauf und probierten immer wieder Neues aus. So wurden Weingläser mit Wasser gefüllt, ein Schlüsselbund geworfen und großer Wert auf analogen Sound gesetzt. „Ich bin frisch verliebt in das, was ich hier gerade machen darf! Ich fange ja gerade erst an, habe viele Songs geschrieben und das Album jetzt erst abgeschlossen. Ich bin noch voller Ungewissheit, wo die Reise hingeht, aber gleichzeitig voller positivem Antrieb und Energie“, schwärmt JORIS. „Deswegen auch Hoffnungslos Hoffnungsvoll als Albumtitel.“ Das Album ist musikalisch anspruchsvoll, bleibt aber durch die eingängigen Melodien und starken Texte für jeden Hörer erreichbar. Man spürt, wie viel Liebe zum Detail und Herzblut hier festgehalten wurde.
In dem gleichnamigen Song Hoffnungslos Hoffnungsvoll beschreibt JORIS das konträre Gefühl des Frisch-Verliebt- und gleichzeitig dem Anderen-komplett-ausgeliefert-Sein. Genau das, was einen hoffnungsvoll, aber gleichzeitig auch ein wenig hoffnungslos macht. „Dazu kann ich euch die lustigste Geschichte des Albums erzählen“, sagt er grinsend. „Ich habe den Song mit einem Kumpel geschrieben und wir haben damals gedacht: Boah, jetzt hauen wir mal voll auf die Kacke und schreiben ganz dreckig direkt über Sex. Zwei Wochen später haben wir uns den Song angehört und haben uns kaputt gelacht, weil man nur mit sehr viel Fantasie erkennt, worüber ich da singe.“
Gegensätze ziehen sich an
„Mir ist irgendwann klar geworden, dass es in meinen Texten und in meinem Leben immer wieder um Gegensätze und um ein Verhältnis zwischen Lebensfreude und Trauer, zwischen Entschiedenheit und Unsicherheit geht und gehen wird“, stellt JORIS fest. Diese Gegensätze ziehen sich sowohl textlich als auch musikalisch wie ein roter Faden durch das Album, so auch in Herz über Kopf. „Ich selber hatte schon ganz oft diese Thematik: Denk ich jetzt mit dem Kopf oder mit dem Herzen, aber ich bin in vielem eher ein Herz-Mensch.“ Herz über Kopf beschreibt das bewusste Eingehen von Fehlern und den Luxus, auch mal das Herz entscheiden zu lassen. „Der Song ist für mich von einer ‚Hass-Liebe’ inspiriert – man kann nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Ich hatte schon viel zu oft diese Situation, dass ich das Bereuen getrost auf morgen verschoben habe.“ Passenderweise ist der Song schon in einer „Herz“-Situation entstanden, wie JORIS es beschreibt: „Wir haben der Song spät in der Nacht geschrieben – bei Wein, fettiger Pizza, dichtem Zigarettenrauch und Kerzenschein.“
JORIS Stimme ist einfach außergewöhnlich: Mal klingt sie rauchig und kratzig, im nächsten Moment wieder ganz emotional und sanft. Man muss dieser Stimme einfach zuhören und klebt früher oder später an seinen Lippen. Vor allem bei den ruhigeren Liedern. Bei Im Schneckenhaus bekommt der Hörer tiefe Einblicke in JORIS Charakter. „Ich bin zu Weilen ein sehr perfektionistischer Mensch und nörgle an Nichtigkeiten des Lebens herum. Aber dann gab es plötzlich mehrere Todesfälle in meinem familiären Umfeld und das hat mich wieder ein wenig wach gerüttelt und mir gezeigt, dass es so viel Wichtigeres im Leben gibt! Denn das Leben an sich sollte überwiegend schön und voller Freude sein“, findet JORIS. Dieses Lied ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Augenöffner. Das Schöne ist omnipräsent, wir müssen nur die Augen aufmachen, um es zu sehen.
Auch bei Sommerregen steht das Schöne im Fokus, einfach mal den ganzen Alltagsstress abperlen lassen und aufs Leben anstoßen – so wird die Melodie des Songs auch mit Weingläsern gespielt. „Der Song verbindet mich mit meiner tiefen Sehnsucht zum Mal-Loslassen-können, endlich mal wieder im Regen tanzen und die Augen zu machen.“
JORIS versucht auch bei allem Negativen im Leben das Positive zu sehen und hervorzuheben. So ist Bis ans Ende der Welt zwar einer der inhaltlich schwersten Songs des Albums, aber für JORIS ist es auch da wichtig, dass wir uns im Positiven an Menschen zurückerinnern: „Den Song habe ich für meinen besten Freund geschrieben. In der 7. Klasse ist sein Vater an Krebs gestorben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm es ist, so früh seinen Vater zu verlieren, aber ich weiß, ich würde mir wünschen, dass man ihn nie vergisst. Deswegen diese symbolische Reise, auf der man bis an jeden Ort an die Person erinnert und von ihr erzählt.“
JORIS’ Musik ist unglaublich vielschichtig. Je öfter man sie hört, desto mehr entdeckt man, so auch bei Schnee: „Schnee hat diese Mischung aus kalter Elektronik durch das Schlagzeug und großer weiter Welt durch den sphärischen, warmen Gitarrensound. Die Akkordfolge habe ich einfach nie aus dem Kopf bekommen, die brennt mir immer auf der Seele.“ Dieser Song ist nach einer sehr langen Beziehung entstanden. „Ich bin emotional leider manchmal sehr inkonsequent. Der Song beschreibt für mich dieses schmerzhafte Auftauen, nachdem man eine lange Zeit über völlig taub vor Verlust war. Es tut auf der einen Seite gut, endlich überhaupt wieder etwas fühlen zu können, auf der anderen Seite aber auch unglaublich weh, das Scheitern akzeptieren zu müssen: Du bleibst ein Teil von mir, doch der Teil liegt hinter mir…“
Hoffnungslos Hoffnungsvoll ist ein sehr emotionales Album, das den Hörer berührt, nicht nur wegen JORIS unglaublicher Stimme und der großartigen Musik, sondern auch wegen seiner wunderschönen Songtexte. „Ich glaube, deutsche Texte zu schreiben, ermöglicht einem eine weitere, tiefere Ebene, denn die Leute können so tatsächlich jedes Wort verstehen. Das ist sowohl Fluch als auch Segen, da ich es auf der anderen Seite an englischer Musik liebe, dass man sich komplett in der Musik verlieren kann, ohne ständig zu denken ‚Warte mal, was hat er da gerade gesagt?’ Ich empfinde das aber als große Herausforderung und bin mir sehr sicher, dass ein Spagat aus beidem möglich ist.“
Festzuhalten bleibt: Es gelingt JORIS trotz deutscher Texte irgendwie international zu klingen und seine Botschaft kommt an: Komm wir drehen auf, komm wir leben laut!
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